In allen Kulturen gab es Lebensschulen, die die speziellen Anforderungen der jeweiligen Zeit dadurch lösten, dass sie den inneren Selbstbezug und damit das Bewusstseinspotential des einzelnen förderten und durch einen systematisierten Zugang zu ganzheitlichem Wissen im Sinne der "philosophia perennis" (1) eine zeitlose Basis für gesellschaftliche Wertesysteme schaffte. Man erwartete, dass Persönlichkeiten in gesellschaftlicher Verantwortung als Vorbereitung ein derartiges Schulungssystem erfolgreich durchlaufen hatten.

 

So erfolgreich diese Lebensschulen zu ihrer jeweiligen Zeit waren, so mussten sie doch mit der sich ändernden gesellschaftlichen Situation immer wieder neu hinterfragt werden. Sei es, dass die Traditionen erstarrten, sei es, dass sich das jeweilige Weltbild wandelte und der Kern der Lebensschule verschüttet wurde.

 

Wir stehen heute wieder vor einer derartigen Aufgabe, den Zugang zu den eigenen Ressourcen auf der Basis der grundlegenden Erkenntnisse unserer Zeit neu zu entwickeln. So ist neben die Ausbildung mit dem Fokus auf die Handhabung der schnell wachsenden, horizontalen Wissensansammlung eine Bildung zu stellen, die den Menschen und sein geistig-seelisches Potential in den Mittelpunkt stellt und wieder den Anschluss herstellt an das zeitlose Tiefenwissen früherer Kulturen.

 

In den modernen Wissenschaften diskutieren wir heute die Konvergenz allen Wissens (2) oder im Sinne von Teilhard de Chardin: "In der Nähe des Ganzen konvergieren Physik, Metaphysik und Religion in einzigartiger Weise" (3).

 

Bei der Ergründung der Tiefendimension und der historischen Wurzeln wird in den Einzelwissenschaften eine ursprüngliche Einheit aller Erkenntnis offenkundig, von K. Wilber als „ewige Psychologie“ (4), von H. Smith als „ewige Religion“ (5) und von A. Huxley als „ewige Philosophie“ (6) bezeichnet.

 

Hier entwickelt sich ein neuer Zugang zu einem ganzheitlichen Wissen, in Worten von Willis Harmann (7): "Die neue Wissenschaft wird die tiefsten Einsichten von Psychologie, Geisteswissenschaften und Religion umfassen". Diese neue Wissenschaft wird auf der Basis der abendländischen Kultur der Reflexion und Selbstvergewisserung entwickelt und kann die Grundlage einer zeitgemäßen ganzheitlichen Lebensschule mit dem Schwerpunkt einer vertikalen Bildung werden.

                     

_______________________________________________________________________

 

(1) Philosophia perennis: siehe G.W. v. Leibniz, Brief an Des Bosses, 24. Dez. 1707 (II, 344)

 

(2) Eckard Wolz-Gottwald: Heilung aus der Ganzheit, Gladenbach 1991, p. 199ff

 

(3) Teilhard de Chardin: Die Zukunft des Menschen, Werke Bd. 5, Olten 1987, p.169

 

(4) Ken Wilber: Psychologica perennisund das Spektrum des Bewusstseins, in Walsh/Vaughan 1985,83 - 99

 

(5) Huston Smith: Forgotten Truth. New York 1976

 

(6) Aldous Huxley: Die ewige Philosophie (philosophia perennis), Zürich 1949

 

(7) Willis W. Harmann: Die neue kopernikanische Revolution, in Zeitschrift für transpersonale Psychologie, 1 (1), p.38


Diese Webseite beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der Erarbeitung von Konzepten für eine vertikale Bildung. 

Wir danken für die Projektförderung durch die Stiftung Bildungsforschung, Lüneburg

 

Letzte Änderung:

Hier schreiben:

  • Prof. Dr. Hartmut Schenkluhn
  • Dipl. Math. Georg Dick
  • Gastautorinnen und -autoren.

 

 

Blogartikel

Wir freuen uns über konstruktive Kommentare zu unseren Themen. Hier unser Kontaktformular bzw. unsere eMail-Adresse:

 

E-Mail:  info@studium-universale.de


Anzahl der Besuche dieser Website seit 1. Juli 2019: